Old-Style Westernbekleidung
Old-Style Westernbekleidung, oft auch als „Cowboy-Kleidung“ bekannt, hat ihren Ursprung im späten 19. Jahrhundert und ist eng mit der Ära des amerikanischen Wilden Westens verbunden. Diese Bekleidung war nicht nur eine Frage des Stils, sondern vor allem der Funktionalität, da die Menschen jener Zeit harte Bedingungen und schwierige Terrains meistern mussten. Die Kleidung war darauf ausgelegt, Schutz vor der rauen Umgebung zu bieten, Komfort während langer Tage im Sattel zu gewährleisten und gleichzeitig ein gewisses Maß an Individualität und Identität auszudrücken.
1. Die Grundlagen der Old-Style Westernbekleidung
1.1 Hemden
Eines der markantesten Elemente der Westernbekleidung war das Hemd. Westernhemden des 19. Jahrhunderts bestanden meist aus strapazierfähigen Materialien wie Baumwolle oder Wolle, um den täglichen Belastungen standzuhalten. Diese Hemden hatten typischerweise lange Ärmel zum Schutz vor Sonne und Dornen, und ihre Designs reichten von schlichten einfarbigen Mustern bis hin zu karierten oder gestreiften Stoffen. Ein besonderes Merkmal vieler Westernhemden waren die Druckknöpfe anstelle von Knöpfen, die schneller geöffnet und geschlossen werden konnten – ein praktisches Detail für Cowboys, die schnell auf Veränderungen im Wetter reagieren mussten oder wenn sich das Hemd in der Nähe von Vieh oder Maschinen verfing.
Westernhemden hatten oft auch verziert gestaltete Brusttaschen, die zusätzlichen Stauraum boten. Diese Taschen waren nicht nur funktional, sondern auch ein Stilmerkmal, das oft durch Ziernähte oder Stickereien hervorgehoben wurde. Während einfachere Arbeiterhemden eher praktisch und schlicht gehalten waren, hatten die Hemden von reichen Ranchbesitzern, Sheriffs oder auch Showmen wie Buffalo Bill oftmals aufwändige Verzierungen, kontrastreiche Paspeln und Stickereien, die ihnen ein individuelles und auffälliges Aussehen verliehen.
1.2 Hosen
Westernhosen, auch bekannt als "Jeans", spielten eine zentrale Rolle in der Garderobe eines Cowboys. Ursprünglich wurden sie aus robustem Denim-Stoff hergestellt, der für seine Widerstandsfähigkeit und Langlebigkeit bekannt ist. Die Hosen wurden so konzipiert, dass sie den Belastungen der Rancharbeit, des Reitens und des Viehtriebs standhalten konnten. Denim war ein idealer Stoff, da er widerstandsfähig gegenüber Abrieb war und gleichzeitig genügend Flexibilität bot, um lange Zeit im Sattel zu sitzen.
Eine besonders populäre Art der Westernhose war die „Levi's 501“, die als erste Jeans mit Nietenverstärkung an besonders beanspruchten Stellen wie den Taschenecken und der Knopfleiste ausgestattet war. Diese Verstärkungen waren notwendig, um das Reißen des Stoffes zu verhindern, insbesondere in einem Arbeitsumfeld, das ständige Bewegung und harte körperliche Arbeit verlangte.
Für kühlere Klimazonen oder Wintermonate bevorzugten viele Cowboys Hosen aus Wollstoffen oder Lederchaps, die über den Jeans getragen wurden. Diese Chaps boten zusätzlichen Schutz vor Kälte, Dornen, Schmutz und Matsch und sorgten für zusätzlichen Halt im Sattel. Besonders verbreitet waren die sogenannten "Shotgun Chaps" – eng geschnittene Beinschoner, die vom Hüftgurt bis zu den Knöcheln reichten und vor allem in den westlichen Wüstenregionen Schutz vor stacheligen Büschen und Kakteen boten.
1.3 Jacken und Mäntel
Jacken und Mäntel in der Old-Style Westernbekleidung waren ebenfalls aus robusten Materialien gefertigt. Eine der bekanntesten Jackenarten war die Fransenlederjacke. Diese Jacken waren häufig aus Wildleder oder Hirschleder gefertigt und mit langen Fransen versehen, die nicht nur als dekoratives Element dienten, sondern auch das Abfließen von Regenwasser erleichterten und die Trockenzeit der Jacke verkürzten. Diese Jacken wurden oft mit Handstickereien, Perlen und anderen Verzierungen geschmückt, die den individuellen Stil des Trägers betonten.
Lange Mäntel, auch "Duster" genannt, waren ein weiteres unverzichtbares Kleidungsstück. Diese Mäntel bestanden häufig aus schwerem Baumwoll-Canvas oder Ölzeug und waren so konzipiert, dass sie den gesamten Körper, einschließlich der Beine, vor Staub, Regen und Wind schützen konnten. Sie hatten eine charakteristische lange Form mit einem Schlitz auf der Rückseite, um das Reiten zu erleichtern, und waren oft mit einem abnehmbaren Schulterkoller ausgestattet, der zusätzlichen Schutz vor Regen bot. Duster waren besonders bei Cowboys beliebt, die lange Strecken in wechselndem Wetter zurücklegen mussten, da sie leicht waren und sich gut über andere Kleidungsstücke ziehen ließen.
1.4 Kopfbedeckungen
Kein Kleidungsstück symbolisiert den Wilden Westen so sehr wie der Cowboyhut. Die breitkrempigen Hüte boten nicht nur Schutz vor der Sonne, sondern auch vor Regen und Staub. Die Hüte bestanden meist aus Filz oder Stroh, Materialien, die leicht, atmungsaktiv und dennoch widerstandsfähig gegen Wind und Wetter waren. Der „Stetson“, benannt nach seinem Erfinder John B. Stetson, wurde zu einem der bekanntesten Modelle. Mit seiner hohen Krone und der breiten Krempe war er so konzipiert, dass er Luft zirkulieren ließ und den Träger kühl hielt, während er gleichzeitig Schatten spendete.
Ein weiteres populäres Hutmodell war der "Boss of the Plains", ein einfacher Hut mit breiter Krempe und flacher Krone, der ebenfalls von John B. Stetson entworfen wurde und als Vorläufer vieler moderner Cowboyhüte gilt. In kälteren Regionen oder im Winter waren Filzhüte die bevorzugte Wahl, während in wärmeren Klimazonen Strohhüte aufgrund ihrer Leichtigkeit und Luftdurchlässigkeit bevorzugt wurden.
1.5 Stiefel
Westernstiefel, auch als „Cowboystiefel“ bekannt, sind ein weiteres ikonisches Element der Old-Style Westernbekleidung. Diese Stiefel waren ursprünglich so konzipiert, dass sie den Fuß und Knöchel des Trägers schützen und gleichzeitig einen festen Halt im Steigbügel bieten. Die Stiefel hatten traditionell spitz zulaufende Zehen, um das Einführen in die Steigbügel zu erleichtern, und einen abgeschrägten Absatz, der ein Herausrutschen aus dem Steigbügel verhinderte.
Die Stiefel waren aus hochwertigem Leder gefertigt und oft aufwendig mit Stickereien, Prägungen oder Einsätzen aus exotischen Ledersorten wie Schlangen-, Krokodil- oder Straußenleder verziert. Die Vielfalt der Designs war enorm, wobei jeder Cowboy seinen eigenen Stil durch die Wahl seiner Stiefel ausdrücken konnte. Stiefel hatten oft auch dekorative Elemente wie Sporenhalterungen, die ursprünglich für die Befestigung von Sporen dienten, um die Pferde anzutreiben, aber auch einen markanten klirrenden Klang erzeugten, der zum unverwechselbaren Geräusch eines Cowboys wurde.
2. Zubehör und Accessoires
2.1 Halstücher
Ein weiteres charakteristisches Merkmal der Old-Style Westernbekleidung war das Halstuch oder „Bandana“. Diese Halstücher, meist aus Baumwolle oder Seide, hatten viele praktische Anwendungen: Sie schützten den Hals vor Sonnenbrand, wurden als Staubschutz vor Mund und Nase getragen, dienten als improvisierte Schweißbänder oder sogar als Verband in Notsituationen. Die Bandanas waren oft in kräftigen Farben und mit Paisley-Mustern bedruckt, die aufgrund ihrer Vielseitigkeit und ihrer symbolischen Bedeutung für Freiheit und Abenteuer zum festen Bestandteil der Westernmode wurden.
2.2 Gürtel und Gürtelschnallen
Ein Cowboygürtel war nicht nur ein funktionales Accessoire, sondern auch ein Statement. Diese Gürtel bestanden aus schwerem Leder und waren oft mit großen, aufwendig gestalteten Gürtelschnallen versehen, die Gravuren, Prägungen oder Edelsteine aufweisen konnten. Die Gürtelschnallen erzählten oft Geschichten oder trugen Symbole, die für den Träger eine persönliche Bedeutung hatten – wie etwa Sternmotive, Tiere, Pflanzen oder indianische Symbole. Viele Cowboys betrachteten ihre Gürtelschnalle als Zeichen ihrer Identität, ihres Erfolgs oder ihres Berufs.
2.3 Sporen
Sporen waren ein weiteres unverzichtbares Accessoire für Cowboys, die viel Zeit im Sattel verbrachten. Diese Metallsporen wurden an den Absätzen der Stiefel befestigt und halfen, das Pferd durch leichtes Drücken oder Antippen zu lenken. Die Sporen waren oft reich verziert und unterschieden sich in Form und Funktion je nach Reitstil und kulturellen Einflüssen. Die "Mexikanischen Sporen", zum Beispiel, hatten größere Räder mit vielen Spitzen, während amerikanische Sporen oft kleinere Räder und weniger Zacken hatten.
2.4 Waffen und Holster
Der Westen war ein gefährlicher Ort, und viele Männer und Frauen trugen Waffen zur Selbstverteidigung oder als Teil ihrer täglichen Arbeit. Revolver waren die bevorzugte Wahl, insbesondere der „Colt Single Action Army“, auch bekannt als "Peacemaker", der zum Inbegriff der Westernpistole wurde. Die Holster für diese Waffen waren oft handgefertigt und reich verziert, oft mit Stempelungen, Gravuren oder dekorativen Nähten, die den individuellen Geschmack des Trägers widerspiegelten.
3. Die Bedeutung der Westernbekleidung im kulturellen Kontext
Old-Style Westernbekleidung war nicht nur funktional, sondern auch ein Ausdruck von Kultur, Identität und Stolz. Jeder Aspekt der Kleidung – von der Wahl des Hutes über die Art der Stiefel bis hin zur Verzierung der Hemden und Gürtelschnallen – konnte etwas über die Herkunft, den Beruf, die Persönlichkeit und die Werte des Trägers aussagen. Westernkleidung symbolisierte Härte, Unabhängigkeit und Abenteuerlust, Qualitäten, die in einer Zeit, in der der Westen erobert und besiedelt wurde, hoch geschätzt wurden.
Die Mode des Wilden Westens hatte auch einen bedeutenden Einfluss auf die amerikanische Popkultur, insbesondere durch die Darstellung in Westernfilmen, TV-Serien und in der Musik. Stars wie John Wayne, Clint Eastwood und Gene Autry trugen entscheidend dazu bei, dass diese Kleidung zu einem Symbol für Mut, Ehre und das Abenteuer wurde. Noch heute inspiriert Westernkleidung Designer auf der ganzen Welt und bleibt ein beliebtes Modethema, das immer wieder auf den Laufstegen und in der Alltagsmode auftaucht.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Old-Style Westernbekleidung weit mehr als nur eine praktische Garderobe für Cowboys und Siedler war. Sie war ein Ausdruck des Geistes des amerikanischen Westens – robust, vielseitig und von einer einzigartigen, unverwechselbaren Ästhetik geprägt, die bis heute fasziniert und inspiriert.